INTERVIEW MIT DOMINIK EICHENBERGER, LEITER QUALITÄTS­MANAGEMENT UND LEITER NACH­HALTIG­KEITS­PROJEKT

WIR STEHEN HINTER UNSEREN TATEN

WELCHE GEDANKEN MACHST DU DIR IN DEINEM PRIVATEN ALLTAG ZUR NACHHALTIGKEIT?
Die Gedanken kommen und gehen in Schüben. In manchen Situationen steht man vor dem Regal und liest sich durch, woher das Produkt kommt, ob man schon einmal gehört hat, dass dies oder jenes gut oder schlecht für die Umwelt ist und kämpft sich so durch den Laden. Manchmal aber (ganz ehrlich) habe ich absolut keinen Bock mir darüber Gedanken zu machen und kauf mir ein Produkt einfach, weil ich es will / es geil finde. Das zum Thema «Shoppingverhalten». Nachhaltigkeit hat aber noch viele andere Facetten. Schon im alltäglichen Verhalten kann man nachhaltige oder eben weniger nachhaltige Entscheidungen treffen. Aber auch dort habe ich einmal nachhaltigere, einmal weniger nachhaltige Tage.


WAS BEDEUTET DIR NACHHALTIGKEIT?
Es ist auf jeden Fall der Weg, den wir einschlagen müssen, da wir auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen leben. Umso schwieriger wird’s (meiner Meinung nach), wenn man in einem Luxusland wie der Schweiz lebt, wo man permanent mit Werbung von Produkten überhäuft wird, die man (wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist) eigentlich gar nicht braucht, sie aber in einem gewissen Mass erschwinglich und somit greifbar wären. Erst vor kurzem habe ich mich selbst wieder dabei erwischt, dass ich bei einem namhaften Produzenten auf der Website war und mir ein neues, noch viel tolleres Tablet angeschaut habe. Witzigerweise habe ich mir das neue Tablet auf meinem (funktionierenden) Tablet angeschaut. Der realistische Mehrwert (abgesehen von einigen, kleinen, unwichtigen) Features ist so verschwindend gering, dass es absolut keinen Sinn macht sich darüber Gedanken zu machen. Trotzdem schaue ich mir das Produkt an und rede mir ein, wie viel toller es nach dem Kauf für mich sein wird. Keine Schuld an die Produzenten - sie machen was sie am besten können: Gute Produkte mit noch besserer Werbung. Es liegt an mir «nur so viel wie nötig» zu kaufen, aber gerade als Elektronik-Gadget-Freak ist das manchmal echt schwierig, weil täglich so viel Neues und (vermeintlich) Besseres auf den Markt kommt.


KANN KUHN RIKON ÜBERHAUPT ETWAS FÜR DIE NACHHALTIGKEIT TUN?
Wir treffen tagtäglich Entscheidungen. Der Punkt ist: Nach welchen Kriterien treffen wir diese? Selten bzw. gar nie kommt es vor, dass nur ein Punkt berücksichtigt wird. «Dieses Produkt produzieren wir so und so weil es so die beste Qualität hat». Natürlich wäre das schön, aber wer kauft dieses Produkt für CHF 1`200? Es ist aber die beste Qualität. In stundenlanger Handarbeit von Meistern ihres Faches hergestellt. Der Preis soll auch stimmen? Ok, dann müssen wir irgendwo einen Abstrich machen. Die schnelle Lieferfähigkeit ist ebenfalls relevant? Dann können wir den guten Preis nicht halten usw. Wir haben uns nun dazu entschlossen, dass wir ein weiteres Kriterium, die Nachhaltigkeit, in unsere Entscheidungsgrundlage miteinfliessen lassen. Dies natürlich nicht nur bei der Entwicklung von Produkten, sondern wir berücksichtigen das auch in anderen Bereichen. Ganz ehrlich: Wir sind noch am Anfang und das «Nachhaltige Denken» muss erst noch bei jeder Person im Unternehmen verankert werden, aber irgendwann müssen wir einen Startschuss geben und das ist bei uns passiert. Ich freue mich auf den Tag, wo wir plötzlich anderes Klopapier haben und sich jeder aufregt, dass dies nicht mehr so weich ist wie das Alte dafür aber aus nachhaltiger Produktion. Nicht das ich gerne kratziges Klopapier habe, aber dann weiss ich, dass der Gedanke in allen Bereichen angekommen ist (Ist nur ein Beispiel. Es gibt sicher auch weiches Klopapier aus nachhaltiger Produktion).


WAS REIZT DICH BESONDERS AN DIESEM PROJEKT?
Ich bin kein Fan von Labels. Ich will da niemanden direkt angreifen, aber bei vielen Labels, die ich gut finde / fand, kommt früher oder später ein Bericht, dass alles oder Teile davon Fake ist, oder es nicht so abläuft, wie man sich das vorstellt. Ich möchte / Wir möchten im Bereich Nachhaltigkeit nur Dinge tun, hinter denen wir auch stehen können und die einen (für uns) nachweisbaren Erfolg bringen. Wie gesagt, ich will nicht alle Labels über einen Kamm scheren, aber ich möchte keinem Unternehmen Geld zahlen, dass sie nach aussen hin bestätigen, dass wir konform sind gegenüber XY. Ich will selbst nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen, die z. B. unseren CO2-Fussabdruck senken. Natürlich brauchen wir auch externe Hilfe, damit wir von den Erfahrungen anderer profitieren können und die werden Geld von uns haben wollen und auf ihrer Website aufführen, dass wir zusammenarbeiten. Aber so funktioniert die Welt halt. Ich freue mich darauf, all die Potenziale, die wir im Bereich Nachhaltigkeit haben, zu finden und diese Schritt für Schritt auch zu nutzen.


WIESO BIST DU DER RICHTIGE FÜR DIESES PROJEKT?
Da ich im Qualitätsmanagement (QM) arbeite, habe ich den grossen Vorteil, dass ich in alle Bereiche gute Einsicht und Schnittstellen habe. Es geht im QM darum, die internen und externen Anforderungen so im System zu verankern, dass sie täglich gelebt und stetig verbessert werden. Bei der Nachhaltigkeit ist es im Grundsatz genau das Gleiche, nur heisst der Input nicht «Qualität», sondern «Nachhaltigkeit».

WÄRST DU DER ODER DIE RICHTIGE FÜR EIN NACHHALTIGKEITSPROJEKT?