RHEINFELDER KERAMIK

EIN FONDUE-CAQUELON ENTSTEHT…

In Rheinfelden dem beschaulichen Städtchen am Rhein nähe Basel - wird seit über 220 Jahren Keramik produziert. Früher waren es Kacheln für Öfen sowie Ziegel für Dächer. Heute produziert Rheinfelder Keramik (Rh) vor allem Produkte für Fondueliebhaber. 

Nicht geändert hat sich über all die Jahre der hohe Anspruch an handwerkliches Geschick. Vieles wird noch von Hand hergestellt. Rh ist eine der letzten Keramikfirmen in der Schweiz und das mit Erfolg.

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wieviel Handarbeit für die einzelnen Arbeitsschritte notwendig ist und wieviel Herzblut die rund 10 Mitarbeitenden in jedes einzelne Produkt stecken.

CAQUELON- UND GRIFFHERSTELLUNG

Für gute Caquelons benötigt man einen hitzebeständigen Ton. Dieser stammt aus dem schwyzerischen Einsiedeln. Für den Fonduekörper wird die exakte Menge an Masse in eine Eindrehform auf der Töpferscheibe gegeben. Durch Druck der Eindrehschiene formt der Töpfer den Hohlkörper. Nebenbei wird der Henkel mit einer Giessmasse desselben Tons ausgegossen und im lederharten Zustand aus der Gipsform genommen.

Danach folgt «die Vermählung» der noch feuchten Caquelonkörper und Griffe. Als «Leim» dient Tonschlicker. Ein zähflüssiges Wasser-Mineralgemisch, welches der Töpfer aus dem gleichen Ton herstellt. Dieser sorgt beim Brand für eine exzellente Verbindung beider Teile.

ENGOBE UND ERSTER BRAND

ENGOBE UND ERSTER BRAND

Auf die noch immer rohen Caquelons wird in der Spritzkabine von Hand die Grundengobe aufgebracht. Engobe ist eine dünnflüssige Tonmineralmasse, die zur Einfärbung oder Beschichtung keramischer Produkte dient. Später nach dem ersten Brand folgen die farbigen Sujets sowie die Glasur.


Jetzt ist es soweit – es folgt der erste Brand. Und erstmals übernimmt ein Computer etwas Arbeit. Die elektronische Ofensteuerung kontrolliert den langsamen Temperaturanstieg bis 1000 °C und sorgt beim Brand während zehn bis zwölf Stunden für eine konstante Temperatur. Auch der Abkühlprozess wird überwacht. Ein schneller Temperaturabfall würde zu Rissen und Brüchen führen. Gut Ding will eben Weile haben, und so lässt man den Produkten – je nach Artikel – bis zu 30 Stunden Zeit bis die Ofentür wieder geöffnet wird.

Nun wird auch deutlich, wozu die Grundengobe aufgebracht wurde: Der Boden und die Innenseite des Caquelons - wo keine Engobe aufgespritzt wurde verfärbte sich - ähnlich einem Hummer im heissen Wasser. Aus grau wurde rot. Und dieser Reaktion auf den Brand verdankt der «rote Ton» auch seinen Namen. Die Aussenseite hingegen erstrahlt in hellem Weiss. Perfekt also für die nächsten Arbeitsschritte.

AUFKLEBER, GELBE INNENGLASUR UND ZWEITER BRAND

Als Vorlage für die erstmals 1945 erschienenen Illustrationen von «Schellen-Ursli» im gleichnamigen Buch dienen den Keramikmalerinnen Aufkleber. Diese stellen sicher, dass sämtliche Abbildungen auf den Fondueprodukten strichgerecht sind und somit dem Original des Künstlers Alois Carigiet entsprechen.

Die Aufkleber werden kurz in Wasser eingelegt und danach vorsichtig auf die Caquelons aufgebracht. Damit sie gut anhaften und keine Rümpfe aufweisen, werden sie mit einem Spezial-Leim und einem Gummispachtel glattgezogen.


Es folgt die gelbe Innenglasur wiederum aus der Spritzpistole. Wichtig hierbei ist eine gleichmässige und ausreichend dicke Schicht. Zu wenig Glasur und sie deckt unzureichend. Zuviel davon und sie wird zu brüchig. Fingerspitzengefühl und viel Erfahrung sind also gefragt. 

Und danach geht’s wieder ab in den Ofen. Dieses Mal bei 1050°C, aber genauso lange wie beim ersten Brand. Dabei wird übrigens die gelbe, geléeartige Schicht der Aufkleber weggebrannt. Übrig bleiben einzig die schwarzen Konturen der Carigiet-Zeichnungen.

HANDMALEREI – JEDES PRODUKT EIN UNIKAT

Jetzt wird’s bunt, denn die gebrannten Keramikartikel gelangen ins Keramik Malatelier.

Die Malerin mischt die von Sujet zu Sujet variierenden Oxidfarben an, stapelt die zu bemalenden Keramikprodukte vor sich auf und beginnt dann von Hand die Carigiet-Vorlagen zu kolorieren.

Sie hält sich dabei auch bei der Farbwahl präzise an das Original. Aber weil jeder Strich, jeder Grashalm von Hand aufgetragen wird, ist doch keines der Produkte exakt wie ein anderes. Jedes ist ein – der Vorlage des Künstlers folgendes – Kunstwerk. Und trotzdem ist jedes auch ein Unikat.


Abhängig vom jeweiligen Bild benötigt die Malerin 40 bis 45 Minuten. Relativ schnell gelingt das Aufbringen des Filets – ein bunter Kreis am Caquelon - respektive Tellerrand. Die richtige Umdrehungsgeschwindigkeit der Töpferscheibe spielt dabei eine wichtige Rolle für’s Gelingen.

Am Ende des Malvorgangs bringt übrigens jede Malerin ihre Signatur auf dem handgemalten Artikel auf. Im Zusammenspiel mit dem Punzzeichen, dem Signet «Rh» sowie dem Hinweis zu den Bildrechten von Orell Füssli (welche über die Verlagsrechte verfügen) erkennt so jeder Kunde, dass er ein Original von hohem künstlerischem Wert vor sich hat.

AUSSENGLASUR UND DRITTER BRAND

Jede bemalte Ware wird aus hygienischen und optischen Gründen mit einer Glasurschicht überzogen. Die Transparentglasur ist eine dünne Glasschicht, welche due Oberfläche versiegelt und zum Schutz des Keramikprodukts dient.

Zum dritten Mal geht's in die Spritzkabine. Gut zu erkennen, wie die Aussenglasur das Schellen-Ursli Sujet weiss verdeckt. Allerdings nur solange bis das Caquelon zum ebenfalls dritten und damit letzten Mal im Ofen gebrannt wird - der sogenannte Glattbrand.


Es wird möglichst keine Glasur auf dem Boden des Caquelons aufgebracht. Diese würde beim Brand fest mit der Ofenplatte "verschmelzen" und ein Ablösen des Caquelons ohne dessen Zerbrechen verunmöglichen. Der Boden jedes einzelnen Caquelons wird deshalb abgewischt.

Beim Setzten des Herdwagenofens, wird jedes einzelne Caquelon auf kleine Metallstützen gesetzt, um auf Nummer sicher zu gehen. Die Auflagefläche ist so minimal - ein "Verschmelzen" kaum mehr möglich.

Nach weiteren 24 bis 30 Stunden sind sie fertig, die einmaligen Rheinfelder Keramik Caquelons mit den wunderbaren Bildern der schweizweit bekannten Schellen-Ursli Geschichte.