UNSER SCHUTZPATRON

KUHN RIKON VERLIERT EINE WICHTIGE GALLIONSFIGUR
JACQUES KUHN STIRBT 97-JÄHRIG

Lange bevor es zum Modewort wurde, praktizierte es Jacques Kuhn: Authentizität. Der am 30.12.2016 mit 97 Jahren verstorbene Patron von Kuhn Rikon war viele Jahre das Herz der Firma. 40 Jahre lang leitete er das Unternehmen. Nicht als Manager am „Pültli“, sondern als gelernter Ingenieur, der nächtelang tüftelte, bis die beste Lösung gefunden war. Etwa für Federventil und Verriegelung des von ihm entwickelten Schnellkochtopfs DUROMATIC®. Dabei testete er selber nicht nur im Labor, sondern auch viel am eigenen Kochherd bis die Erfindung perfekt war. „Viele Ideen kamen mir beim Kochen“, verriet Jacques Kuhn einmal.


Ein Erfinder und Pionier, der sein Leben lang neugierig und begeisterungsfähig blieb. Bereits als junger Ingenieur besuchte er nach dem Krieg in den USA sämtliche Fabriken, die Kochgeschirr herstellten, und schickte dem Bruder, der nach dem frühen Tod des Vaters die Firma übernommen hatte, seitenweise Berichte nach Hause.

Die Fertigung am Fliessband war eine der Ideen, die Jacques Kuhn aus den USA mitbrachte und die die Mitarbeitenden begeistert aufnahmen. „Wer gut führen will, muss Menschen mögen“, so sein Grundsatz. Den Menschenfreund haben nicht nur die Mitarbeitenden von Kuhn Rikon kennengelernt.

Zusammen mit seinem Bruder hat er in den 60er Jahren tibetischen Flüchtlingen im Tösstal Arbeit und Wohnungen und später auch eine geistliche Heimat gegeben. Mit dem Tibet-Institut in Rikon entstand das einzige tibetisch-buddhistische Kloster ausserhalb Asiens. Es steht unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama, der das Kloster bisher 13mal besuchte und auch schon mal bei Familie Kuhn im Garten sass. Für das Kloster engagierte sich JK, wie Jacques Kuhn firmenintern auch genannt wurde, nach seiner Pensionierung weiterhin ehrenamtlich.
Im Tibet-Institut lernte Jacques Kuhn auch seine Frau Roswitha kennen, die er 88jährig heiratete. Sie leitete die Bibliothek des Tibet Instituts. Mit ihr zusammen schrieb er in den letzten Jahren drei Krimis, die im Tösstal spielen.

Die operative Arbeit beendete Jacques Kuhn mit 65 Jahren, getüftelt, geforscht, beraten und sich interessiert hat er weiter. „Das Drama der meisten Familienunternehmen ist, dass die Alten nicht rechtzeitig aufhören.“ Diesen Fehler wollte er nicht machen.

Heute ist bereits die zweite Generation nach ihm (und insgesamt die vierte) in der Firmenleitung.


Doch seine Handschrift prägt nicht nur mit Erfindungen wie dem DUROMATIC® oder dem DUROTHERM® bis heute das Unternehmen: „Es ging uns nicht darum, möglichst schnell Geld zu machen. Aus reinem Gelddenken kommt langfristig nichts Gutes für die Wirtschaft“, davon war Jacques Kuhn fest überzeugt. „Dieses Credo von meinem Grossonkel Jacques Kuhn oder Götti, wie wir ihn familienintern alle nannten, gilt bis heute“, so Verwaltungsratspräsidentin Dorothee Auwärter. Auch für die Zukunft gelte für das Familienunternehmen: authentisch bleiben und die Werte der Familie hochhalten.

Mit dem Tod von Jacques Kuhn verliert die Firma Kuhn Rikon eine Gallionsfigur - und der Schweiz geht ein grosser, weitsichtiger Entrepreneur und Philanthrop verloren.